5. Jan. 2023
NATURBEOBACHTER AUS DER REGION
Der Wiedehopf: Gestylt bis in die Federspitzen
Veronika Bernhardt
Upupa epops (lat.) ist einer der auffallendsten Vögel Europas mit seinen schwarz-weiß gestreiften Flügeln, die sich deutlich vom Rosa bis Rosabraun des Körpers abheben. Sein kurzer, kräftiger Schwanz ist schwarz mit breiter, weißer Querbinde.
Markant sind auch sein 5-6 cm langer, aufstellbarer Federkamm, rosa mit endständigen, schwarzen Spitzen, und sein langer, gebogener Schnabel. Den duftigen Federfächer entfaltet er, sowie er gelandet ist oder bei Erregung.
Der wissenschaftliche Name „Upupa epops“ hat einen lautmalerischen Ursprung, denn er leitet sich ab von dem eindringlichen, dreisilbigen Ruf des Männchens, der klingt wie ein „Up-Up-Up“. Auch in anderen Sprachen greift man bei der Namensbildung auf das Klangbild zurück. Und Namen hat er einige.
Der „Hoppevogel“ bevorzugt als Lebensraum warme, trockene, offene Landschaften mit nur geringem Baumbestand und spärlicher Vegetation (etwa am Kaiserstuhl). Dort findet er auch seine Nahrung: Insekten. Seine Beute ortet der Wiedehopf meist visuell, aber auch taktil oder akustisch. Laufende Beute wird erjagt, im Boden versteckte durch den bis zu 6 cm langen, stabilen Stocherschnabel ertastet. Sieht man ihn hektisch um seinen im Boden steckenden Schnabel kreisen, so dient dies der Erweiterung des Stocherlochs.
Im März/April findet die Paarbildung der Wiedehopfe statt. Sie führen eine monogame Brutsaisonehe. Die Balz des aufgeplusterten Männchens beginnt mit lauten Lockrufen, gefolgt von Futtergeschenken und der Präsentation der vorbereiteten Bruthöhle. Nimmt das Weibchen diese an, ist die Paarbindung abgeschlossen. Der Wiedepopf ist ein Halbhöhlenbrüter, der in Bäumen, Felsspalten und Gebäudenischen nistet. Auch Nistkästen nimmt er an.
In der Regel schafft Upupa in der kurzen Brutsaison nur eine Brutaufzucht. Das Gelege umfasst 5 bis 7 Eier, die ausschließlich vom Weibchen ca. 16 bis 19 Tage bebrütet werden. In dieser Zeit versorgt das Männchen zunächst das Weibchen und später auch die Nestlinge. Verlassen die flugfähigen Jungvögel ihre Bruthöhle, so werden sie noch etwa 5 Tage von den Eltern gefüttert, bis sie aus dem Elternrevier abwandern.
Der Wiedehopf wird von verschiedenen Fressfeinden bedroht, z. B. einigen Greifvögeln, den Rabenvögeln sowie Katzen, Mardern und Schlangen.
Bei Annäherung von Luftfeinden verfallen die Alttiere in eine spezielle Tarnpose, die ihre Körperkonturen auflöst. Dabei duckt sich der Vogel mit breit ausgefächerten Flügeln und Schwanz flach auf den Boden, reckt Hals, Kopf und Schnabel senkrecht nach oben und verharrt regungslos.
Die „Puvogel“-Weibchen und ihre Nestlinge haben einige ausgefallene Abwehrstrategien entwickelt. Sowohl bei den Weibchen als auch bei den Jungtieren ist in der Brutzeit die Bürzeldrüse kräftig entwickelt und sondert regelmäßig ein nach fauligem Fleisch riechendes Sekret ab. Dieser strenge Geruch schreckt Feinde ab und hat zu der Redewendung „Stinken wie ein Wiedehopf“ geführt. Die Nestlinge verfügen neben dem Gestank über drei weitere Abwehrtechniken: sie besitzen sehr scharfe Schnäbel, können schlangenähnlich zischen und bis zu 60 cm weit zielsicher mit Kot spritzen.
Der Wiedehopf ist ein Zugvogel, ein einzeln ziehender Nachtzieher, der in Mitteleuropa Ende Juli bis Mitte August aufbricht und hauptsächlich im Savannengürtel südlich der Sahara überwintert. Mitte März bis Ende April sind alle Zieher für die Brutsaison zurück.
Noch bis in die 50er Jahre war der wärmeliebende Hoppevogel in Europa ein häufiger Brutvogel. Dann jedoch, in den 80er/90er Jahren, kam es besonders in Mitteleuropa durch das Fehlen von Insekten und Lebensräumen (Mensch als Hauptfeind!) zu einem deutlichen Einbruch der Population, so dass der Wiedehopf in Deutschland auf der Roten Liste als gefährdet eingestuft ist. Zum Vogel des Jahres 2022 wurde Upupa gewählt, um auf eben diese Gefährdung aufmerksam zu machen.
zuletzt bearbeitet am 16.II.2023