26. Jan. 2023

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Wie Schneehühner und -hasen sich unsichtbar machen

Sophie Zimmermann

Schneehasen und Schneehühner sind Tiere, die perfekt an die harten Bedingungen des arktischen Winters angepasst sind. Eines der beeindruckendsten Merkmale dieser Tiere ist ihr jahreszeitlicher Farbwechsel, der sie fast unsichtbar in der winterlichen Landschaft macht. Während es sich bei dem Schneehasen (Lepus timidus) um eine einzelne Art der Familie der Hasen handelt, sind die Schneehühner (Lagopus) eine drei Arten umfassende Gattung aus der Familie der Fasanenartigen. Das Moorschneehuhn und das Alpenschneehuhn kommen sowohl in Eurasien als auch in Nordamerika vor, während das Weißschwanz-Schneehuhn nur in kleinen Gebieten Alaskas, Kanadas und Nordamerikas vorkommt.

Der Schneehase ist fast über das gesamte nördliche Eurasien verbreitet. Auch in den Alpen lebt eine isolierte Population in einer Höhe von 1.300 bis 3.800 Meter. Seinen Lebensraum bilden im Sommer Weiden und alpine Wiesen, im Winter dagegen lichte Laub- und Nadelwälder. Der Schneehase ist bekannt für seine weiße Färbung, durch die er sich im Winter gut vor Raubtieren verstecken kann. Im Frühling und Sommer verändert sich seine Fellfarbe dagegen zu einem braunen bis grauen Ton.

Die jahreszeitliche Veränderung des Erscheinungsbildes wird als Saisondimorphismus bezeichnet und ist auch bei Schneehühnern zu beobachten. Der morphologische Farbwechsel wird durch Veränderung der Pigmente in der Haut und den anhängenden Haaren oder Federn verursacht. Der Fell- oder Gefiederwechsel vollzieht sich oft über Wochen und kann sowohl durch die innere Uhr der Tiere als auch durch externe Faktoren wie Tageslänge oder Schneefall ausgelöst werden.

Das weiße Gefieder, durch dass die Hühner in der Schneelandschaft verschwinden, ist im Frühling und Sommer braun gemustert. Das Abwerfen und Neuwachstum der Federn wird Mauser genannt. Die saisonalen Wechsel des Federkleids im Herbst und Frühjahr sind Teilmausern, da ein Teil der Flügel- und Schwanzfedern erhalten bleiben. Nach dem Ende der Brutzeit im Sommer erfolgt dagegen eine Vollmauser, die auch eine Erneuerung der Hornteile an Schnabel und Zehen beinhaltet. Die Körperbedeckung der Tiere ist demnach an die jahreszeitliche Umgebungsfarbe angepasst. Durch die Fähigkeit, sich besser vor Feinden zu verstecken, erhöht dies die Überlebenschance.

Doch Schneehasen und Schneehühner sind auch anderweitig an ihre winterlichen Lebensräume angepasst, beispielsweise durch die Fähigkeit, ihren Stoffwechsel zu verlangsamen, um Energie zu sparen. Außerdem besitzen sie eine dichte Unterwolle in Form von Fell oder Daunenfedern, die sie vor der eisigen Kälte schützt. Ebenfalls wird die Isolationsfunktion des Schnees genutzt, indem die Tiere sich in kleine Schneegruben oder -iglus zurückziehen. Während sich die nachtaktiven Schneehasen den ganzen Tag in ihre Schneegrube zurückziehen, ruhen Schneehühner vor allem bei widrigem Wetter lange Abschnitte des Tages in kleinen Schneekammern.

Auch das Nahrungsverhalten ist an die Jahreszeiten angepasst: Im Sommer ernährt sich der Schneehase von Gräsern, Kräutern und Blättern, während ihm im Winter auch Baumrinde und Zweige genügen. Schneehühner bevorzugen je nach Art im Sommer Insekten, Würmer, Beeren oder Samen, während sie im Winter Knospen und Endtriebe von Pflanzen essen. Sowohl Schneehasen als auch -Hühner sind sehr genügsame Tiere, die in extremen Regionen leben und diese auch meistern.

 

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zuletzt bearbeitet am 16.II.2023