23. Febr. 2023
NATURBEOBACHTER AUS DER REGION
Die Hühner mit den feinen weißen Perlen
Richard Zimmermann
Perlhühner (Numidinae) sind mittelgroße Hühnervögel, die ihren Namen aufgrund ihrer Perlzeichnung im Gefieder erhalten haben. Die Hühner sind zwar flugfähig, aber fliegen kaum. Ihre nächsten Verwandten sind die aus dem indischen Raum stammenden Pfauen, wohingegen Perlhühner aus Afrika südlich der Sahara stammen. Deshalb werden sie auch als afrikanische Vertreter der Pfauen bezeichnet. Durch den Menschen wurden sie auf andere tropische Inseln eingeführt und überall als Hausperlhühner heimisch, wobei sie mittlerweile an vielen Orten wieder verwildert sind. Mittlerweile werden sie auch in anderen Teilen der Erde wie beispielsweise Europa gezüchtet.
Es gibt fünf Gattungen von Perlhühnern mit insgesamt sechs Arten. Perlhühner besitzen einen gedrungenen Körper, kurze Flügel, kräftige Beine und einen kleinen Kopf. Ihre Größe ist oftmals sehr überschaubar mit Ausnahme des Geierperlhuhns, das unter den Perlhühnern eher einen Riesen darstellt. Je nach Gattung liegt somit die Größe zwischen 40 cm (Agelastes) und 72 cm (Geierperlhuhn) sowie das Gewicht zwischen 700 bis 1.650 g. Ihr Gefieder hat eine schwarze oder graue Grundfärbung mit feinen weißen Punkten. Hierbei bildet wieder das Geierperlhuhn eine Ausnahme, da dieses eine blaue Unterseite besitzt. Aber auch das Weißbrustperlhuhn hat, wie der Name schon verrät, eine reine weiße Brust. Der Schnabel ist kurz und nach unten gebogen und ähnelt manchmal einem Greifvogelschnabel. Die Füße sind krallenbewehrt und dienen dem Graben in der Erde. Es gibt keinen eindeutigen Geschlechtsdimorphismus (zumindest nicht für Laien), aber Männchen können geringfügig größer sein als Weibchen.
Perlhühnern wird hinterhergesagt, dass sie unheimlich laute Zeitgenossen sind. Sie schreien lauter als jedes Huhn und schnattern schneller als jede Gans. „Tschiké, tschiké, tschiké“ schreit es immerfort. Ihre kurzen, weichen Pfiffe werden so unermüdlich wiederholt, dass daraus ein Triller-Geräusch entsteht, was nervenbetäubend sein kann. Allerdings ist dies oft nur eine Spontanaufnahme und bildet nicht die vollständige Wahrheit ab. Denn die kleinen, kompakten Hühner, die oft und viel mit kleinen Trippelschritten umherrennen, schreien üblicherweise nur, wenn sie stark aufgeregt sind oder Angst haben und flüchten wollen, aber nicht können. Denn bei diesen Vogelgattungen ist das Fluchtverhalten besonders stark ausgeprägt. Vor allem, wenn sie Trubel oder mögliche Gefahren nicht gewohnt sind. Darüber hinaus schreien Perlhühner auch auf der Suche nach Partnern. So ist es immer sinnvoll, die Hühner paarweise und in kleineren Verbänden zu halten. Sind die schön geschmückten Hühner allerdings Menschen gewohnt und eng bei ihnen aufgewachsen sowie zufrieden mit ihrem Partner, dann sind sie die Ruhe selbst, sehr zutraulich und lassen sich durchaus auch auf den Arm nehmen und streicheln. Allerdings sind hierbei Hühner doch noch etwas zutraulicher.
Die kleinen, gepunkteten Hühner lieben Büsche und verstecken sich gerne im Unterholz, lassen sich aber auch keinen Leckerbisschen in der offenen Wiese entgehen. Sie sind tagaktiv und machen gerne zur Mittagszeit eine kleine Ruhepause bei Bäumen oder im allseits beliebten Strauchwerk. Die Tiere sind in sozialen Gruppen unterwegs und fühlen sich je nach Art in kleineren Gemengen mit 10 Artgenossen wohl. Allerdings gibt es auch Savannenarten, die 40 oder sogar bis 200 Vögel pro Verband beherbergen. Hierbei stechen beispielsweise einige Arten heraus, die sich gerne bei Paviangruppen aufhalten und ihnen folgen, da diese bekannt dafür sind, gerne mal mit dem Essen so schludrig umzugehen, dass einiges zu Boden fällt.
Eine weitere besondere Gattung stellen die Weißbrustperlhühner dar. Diese leben in kleinen Gruppen in den Urwäldern der Elfenbeinküste in großen Revieren. Ihre Hauptaufgabe liegt darin, in diesem sehr großen Bereich ständig nach Nahrung zu suchen. Hierbei sind die Tiere kaum wählerisch und fressen fast jede genießbare Pflanze und auch kleine Tiere beziehungsweise Insekten, die ihnen vor den Schnabel kommen. Bei diesen Tieren ist der Futterneid besonders ausgeprägt. Sobald ein Mitglied der Gruppe etwas Interessantes zu Fressen gefunden hat, ist der Andrang enorm und die, die unlängst davon mitbekommen haben, stürzen sich ebenfalls auf den spannenden, wohlschmeckenden Fund und verdrängen den Erstfinder. Die Hühner drücken sich gegenseitig seitlich mit ihren Schultern und Körpern weg, ohne dabei jedoch brutal zu sein oder den Schnabel einzusetzen. Wodurch das Tier mit dem schwächeren Stand verliert. Es ist eher ein sanftes Wegdrängen, denn jeder weiß: woanders schmeckts viel besser!
zuletzt bearbeitet am 2.III.2023