9. März 2023

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Der große Karl der Blumenfreunde

 Karl Josef Strank

Wer in Aachen an Karl denkt, hat sofort den „Großen“, den König der Franken und späteren Kaiser im Sinn. Der „große Karl“ für Staudenfreunde heißt mit Nachnamen Foerster. Er wurde auf den Tag 1874 in Berlin geboren. Im nächsten Jahr feiern wir seinen 150. Geburtstag. Im gesegneten Alter von 96 Jahren starb er am 27. November 1970 in seinem Haus der Gärtnerei in Bornim, einem Stadtteil von Potsdam. Als Staudenzüchter und Gartenphilosoph ist er eine Institution. Stauden sind im botanischen Sinn ausdauernde Pflanzen, die mit Überwinterungsorganen überdauern und immer wieder austreiben. Er definiert sie wie folgt: „Stauden sind Blumen, die im Winter aus scheußlichem Gestrüpp bestehen oder gar nicht vorhanden sind, falls man nicht in der Erde nachwühlt. Bei einem Mindestmaß an Freundlichkeit blühen sie jedes Jahr wieder. Hat man sie lieb, bedanken sie sich überschwenglich.“

Als Spross des Bildungsbürgertums, Vater, Direktor der Königlichen Sternwarte und Universitätsprofessor, Mutter, Tochter eines Geheimrates und Leiters der Landesvermessung Mecklenburgs, absolvierte er nach dem Gymnasium eine Gärtnerlehre in der Schlossgärtnerei Schwerin. Danach folgten bis 1903 Wanderjahre, die ihn auf mehreren Stationen durch Deutschland bis nach Italien führten. Hinter dem Wohnhaus der Eltern baute er dann eine erste eigene Gärtnerei auf. 1907 kam der erste Katalog der Foerster-Gärtnerei heraus. Über seine lebenslange Profession sagt Karl Foerster selbst: „Wer der Gartenleidenschaft verfiel, ist noch nie geheilt worden. Er fühlt sich immer tiefer in sie verstrickt.“

Aufgebaut von Staudenzüchter Karl Foerster: So sieht sein Garten heute in Bornim aus.

1910 zog er mit seiner Gärtnerei nach Bornim, wo er einen Garten aufbaute, der ihm auch als Versuchsfeld diente. Er testete dort zu seiner Zeit verfügbare Züchtungen aber auch eigene Selektionen. 1911 veröffentlichte er das erste Buch mit Titel „Winterharte Blütenstauden und Sträucher der Neuzeit“ und den ersten Bornimer Katalog.

In der Folge arbeitete er an dem Ziel, die Vielfalt von Stauden und Gehölzen und deren Kombinationsmöglichkeiten aufzuzeigen. Damals herrschte die Auffassung, Pflanzen nur als Farbtupfen im Garten zu betrachten und nach der Blüte abzuräumen. Im Gegensatz dazu sieht er die Pflanzen ganzheitlich. Für ihn zählt das gesamte Erscheinungsbild von Statur, Wuchs, Blättern, Blüten und Duft über das ganze Jahr hindurch. Er formuliert es so: „Die Hauptvoraussetzungen für wirksame Zusammenfassung der Farben, Formen und Charaktere sind sowohl im architektonischen Garten als auch im Naturgarten die folgenden: Genaue Kenntnis der Blütezeiten, der Farbenzusammenklänge, der Stimmungseinheiten, wie sie aus den Natur- oder Kulturcharakteren der Pflanzen hervorgehen und dem Charakter des gewählten Gartenplatzes entsprechen.“ In Bornim legte er den Senkgarten, den Frühlingsweg, den Naturgarten, das Herbstbeet und den Steingarten an. Diese Bereiche sind trotz teilweiser Umgestaltung auch heute noch zu sehen.

Ein Leben lang pflegte Karl Foerster die Freundschaft zu Musikern, Künstlern, Gartenarchitekten, Geistes- und Naturwissenschaftlern. Sein Garten- und gesamtes Lebenswerk muss als Gesamtkunstwerk gewürdigt werden. Aussprüche wie: „Wir brauchen im Garten, am Haus oder in nächster Nachbarschaft ein paar alte Bäume, wenn unser tägliches Lebensgefühl nicht unter seiner natürlichen Höhe und Kraft bleiben soll.“ Sie zeugen davon, dass er immer über das vordergründige Erscheinungsbild eines noch so schönen Gartens hinausgedacht hat. Für augenscheinlich nicht gartenwürdige Gewächse brach er eine Lanze. „Gräser und Farne bringen in die Gartenbilder das Wunder des Natürlichen.“

Loriot hielt ein Leben ohne Mops zwar für machbar, aber sinnlos. Karl Förster kam zur Erkenntnis: „Das Leben ohne Phlox ist ein Irrtum. Ihm fehlt ein Kronjuwel. Phlox ist das eigentlich große Farbensignal des Hochsommerglücks.“ Gegen Ende seines Lebens zog er das Resümee „Wenn ich noch einmal auf die Welt komme, werde ich wieder Gärtner, und das nächste Mal auch noch. Denn für ein einziges Leben ward dieser Beruf zu groß.“

 

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zuletzt bearbeitet am 2.IV.2023