25. Mai 2023

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Ein Insektenliebling in Blau

 Sophie Zimmermann

Die Natternköpfe (Echium) sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Raublattgewächse, zu der etwa 65 Arten gezählt werden. Ihren ungewöhnlichen Namen besitzen sie aufgrund des Fruchtblattes, das am Ende wie eine Schlangenzunge gespalten ist und aus der Blüte herausragt. Die Blüten erinnern mit etwas Fantasie an einen kleinen Schlangenkopf mit ausgestreckter Zunge.

In Mitteleuropa ist der Gewöhnliche Natternkopf, wissenschaftlich Echium vulgare genannt, am häufigsten verbreitet. Wie bei vielen zwei- oder mehrjährigen Pflanzen wird im ersten Jahr lediglich eine Blattrosette gebildet. Im zweiten Jahr kann der Gewöhnliche Natternkopf eine Wuchshöhe von bis zu einem Meter erreichen. Aus der Blattrosette wachsen ein oder mehrere Stängel, an denen sich zahlreiche rote Punkte befinden. Die Blätter und Stängel sind wie bei allen Raublattgewächsen mit dichten feinen Borsten besetzt.

Zwischen Juni und August blühen die fünfzähligen Blüten des Natternkopfes, die in einer einzigartigen, schraubenförmigen Anordnung um den Stängel herum angelegt sind. Die botanisch korrekte Bezeichnung für diesen Blütenstand ist Thyrse mit einfachen Wickeln. Die Farbe der Blüten entwickelt sich von Rosafarben über Violett bis ins leuchtende Himmelblau. Aus ihnen entwickeln sich vierteilige Klausenfrüchte mit schwarzen Samen.

Häufig wird die einheimische Charakterpflanze auf Heiden, Trockenrasen oder Ruderalflächen, aber auch an Waldrändern vorgefunden. Echium vulgaris bevorzugt sonnige, nährstoffarme und sandig-mineralreiche Standorte mit gut durchlässigem Boden. Auch Trockenheit stellt kein Problem für die genügsame Pflanze dar, weshalb sie auch gern für Steingärten und Wildstaudenbeete genutzt wird. Auf durch die Industrie verunreinigten Böden kommt der Natternkopf ebenfalls gut zurecht. Eine Belastung des Bodens mit giftigen Schwermetallen wie Blei oder Zink steigern sogar die genetische Vielfalt der Pflanze. Auch Krankheiten oder Schädlinge wie Schnecken schenken der robusten Pflanze wenig Beachtung.

Für die einheimischen Wildbienen dagegen stellt der Natternkopf eine sehr beliebte Nektarquelle dar. Rund 37 verschiedene Wildbienenarten, darunter Mauerbienen, Mörtelbienen und Pelzbienen, besuchen die Blüten. Bienen, die den Natternkopf angeflogen sind, sind leicht an ihren bläulichen Pollenhöschen zu erkennen. Denn die Pollen der Pflanze sind nicht wie bei den meisten einheimischen Arten gelb, sondern blau. Auch andere Insektenarten, darunter viele Schmetterlinge, aber auch Schwebfliegen freuen sich über den reichlichen Nektar der Natternkopfblüten.

Aufgrund ihres Reichtums an Omega-3-Fettsäuren, werden die Samen zur Herstellung von Echiumöl genutzt. Vor allem für vegane Personen stellt das Öl einen rein pflanzlichen Omega-3-Fettsäurelieferanten dar. Vorzugsweise wird das Öl jedoch zur Anwendung auf der Haut verwendet. Durch seine antioxidative und feuchtigkeitsspendende Wirkung wird die Hautregeneration unterstützt und die Hautbarriere stabilisiert.

Insgesamt stellt der Gewöhnliche Natternkopf eine insektenfreundliche und anspruchslose Pflanze für den heimischen Garten oder Balkon dar, die mit einer leuchtenden Blütenpracht entzückt. Wenn man einen Natternkopf entdeckt, lohnt es sich, einen Moment inne zuhalten und seine Schönheit zu bewundern. Die Kombination aus den intensiv blauen Blüten, den behaarten Stängeln und den umherfliegenden Insekten erzeugt eine bezaubernde Szenerie, die inspiriert.

 

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zuletzt bearbeitet am 4.VI.2023