10. Aug. 2023

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Vom Drachen bis zur Comicfigur: Der Feuersalamander

 Veronika Bernhardt

Salamandra salamandra (lat.) ist aufgrund seiner Körperlänge von bis zu 20 Zentimetern und seiner kontraststarken Körperfärbung – sattschwarz mit gelblicher, orangefarbener oder rötlicher Zeichnung – dem Menschen seit der Spätantike bekannt. Abergläubische Ideen folgten damals der falschen Annahme, dass die Hautsekrete des Tieres tödlich giftig seien und Feuer löschen könnten. Letzteres führte dazu, dass man die Tiere ins Feuer warf, worauf wohl die Bezeichnung „Feuersalamander“ zurückgeht.

Im Mittelalter wurde S.salamandra als drachenähnliche Kreatur dargestellt, die eine Zuordnung zu den Reptilien nahelegt. Systematisch korrekt zählt er zu den Lurchen beziehungsweise Amphibien. 1905 taucht der Salamander in der Kinderliteratur auf, 1937 wird er als Werbe- und Comicfigur einer renommierten Schuhfirma unter dem Namen „Lurchi“ bekannt und beliebt. Der Feuersalamander führt regionsspezifisch eine Reihe von Namen wie Feuermolch, Bergnarr, Regenmolli oder Tattermandl. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich über weite Teile Mittel- und Südeuropas. In Deutschland findet man ihn bevorzugt in gewässernahen, bewaldeten Landschaften. In NRW gibt es Bestände in der Nordeifel und im Bergischen Land. Der Feuersalamander ist der größte einheimische Schwanzlurch Mitteleuropas. Sein Körpergewicht beträgt durchschnittlich 40 Gramm, die Weibchen können 50 Gramm und mehr wiegen. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Rückenfärbung lassen sich zwei Salamanderarten gut auseinanderhalten, und zwar zum einen der gebänderte Feuersalamander (S.terrestris) und zum anderen (S.salamander), der gefleckte Feuersalamander. Bei S.terrestris bilden die länglichen gelb/orangefarbenen Flecken eine Linie, die rechts und links parallel zur Wirbelsäule verläuft, bei S.salamander ist ein unregelmäßig geformtes und verteiltes Muster aus Punkten und/oder Flecken charakteristisch. Dieses Zeichnungsmuster bleibt zeitlebens erhalten und ist für jedes Tier individuell, vergleichbar dem menschlichen Fingerabdruck.

Die kontraststarke Färbung ist auch als abschreckende Warnfärbung zu verstehen, denn der Feuersalamander kann bei Gefahr ein weißliches, giftiges Sekret absondern, und zwar aus den Ohrdrüsenwülsten und aus zwei Drüsenreihen, die über die gesamte Rückenlänge des Tieres reichen. Bei starkem Stress können die Tiere das Gift bis über einem Meter weit spritzen. Bei Fressfeinden kann es dadurch zu starkem Speichelfluss oder vorübergehenden Lähmungserscheinungen kommen. Der Mensch verspürt in der Regel nur ein leichtes Brennen auf der Haut. Zudem dient dieses Gift dem Schutz der Tierhaut vor Pilzbefall oder Bakterienbesiedlung.

In freier Wildbahn wird der Regenmolli mehr als 20 Jahre alt, kann in Gefangenschaft ein Alter von mehr als 50 Jahren erreichen.

Die Paarfindung der Feuersalamander erfolgt von April bis September, gesteuert über Geruchs- und Berührungsreize. Die Paarung der Tiere erfolgt ausschließlich an Land – im Vergleich zu den anderen Amphibien, die sich nur im Wasser verpaaren. Feuersalamander-Weibchen nehmen das vom Männchen auf dem Erdboden abgelegte Samenpaket über ihre Kloake in den Körper auf, wo sie die Spermien über mehrere Jahre lagern können und so auch ohne Sexualpartner jährlich Nachwuchs produzieren können.

Die Entwicklungszeit der Embryonen im Muttertier beträgt acht bis neun Monate. Zur Geburt sucht das Weibchen passende Gewässer auf.

Während des Geburtsvorganges platzen die Eihüllen auf und es werden 30 bis maximal 70 25 bis 35 Millimeter kleine Larven ins Wasser entlassen. Der Feuersalamander produziert also keinen Laich, er ist lebend gebärend. Die unscheinbaren Larven besitzen äußere Kiemenbüschel und vier Beine und entwickeln sich in Abhängigkeit von Temperatur, Sauerstoff- und Nährstoffgehalt. Die Verwandlung (Metamorphose) vom Kiemenatmer zum Lungenatmer benötigt in der Regel drei bis maximal fünf Monate. Relevant für eine zügige Entwicklung ist die Nahrung, etwa Flohkrebse oder Wasserasseln. Feinde sind zum Beispiel Forellen und größere Libellenlarven. Adulte Salamander ernähren sich unter anderem von Insekten, Schnecken oder Regenwürmern, vertilgen grundsätzlich aber alles, was von der Größe her überwältigt und verschlungen werden kann.

Die grelle Warntracht sowie die Toxizität der Haut sind ein derart effektiver Schutz, dass erwachsene Tiere keine natürlichen Feinde haben. Feuersalamander sind überwiegend nachtaktiv und halten sich tagsüber in Höhlen, zwischen Felsen, in Kleinsäugergängen u. ä. auf. Dabei können sie sich mit Hilfe ihrer großen, lichtempfindlichen Augen hervorragend visuell orientieren: S.s. kann noch bei zehn bis vier Lux Beutetiere identifizieren und auch fangen. (Der Mensch benötigt 20 Lux, um die Gesichtszüge von Menschen gerade noch unterscheiden zu können!)

Winterquartiere werden bei Frostbeginn, etwa Ende Oktober, bezogen und liegen fast immer unterirdisch. Feuersalamander mögen wasserführende Fels- und Bodenspalten, Bergwerksstollen und Höhlen, in die sie bis zu 100 Meter tief einwandern. Wegen seiner Bevorzugung unterirdischer Verstecke wurde der Feuersalamander in Deutschland und der Schweiz zum „Höhlentier des Jahres 2023“ gewählt.

voriger Artikel ← | → nächster Artikel

Auswahl nach Erscheinungsdatum

Auswahl nach Themenstichwort

Startseite

zuletzt bearbeitet am 6.IX.2023