12. Okt. 2023

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Pflegeleichte Vorgärten: Es geht auch ohne Steine

 Ruth Gestrich-Schmitz

Jetzt im Herbst erfreut uns die Natur mit ihrem farbenfrohen Spektakel. Doch nur dort, wo Pflanzen wachsen. Mit grauen Steinen belegte Vorgärten bieten dagegen einen tristen, farb- und leblosen Anblick. Die Bezeichnung Garten ist hier eigentlich fehl am Platz. Laut Duden wird ein Garten als „begrenztes Stück Land [am, um ein Haus] zur Anpflanzung von Gemüse, Obst, Blumen o. Ä.“ definiert.

Wie man seinen Vorgarten gestaltet, ist natürlich Geschmackssache. Schotterflächen sind pflegeleicht und sehen ordentlich aus, denken manche Menschen. Ganz ohne Pflege geht es dabei jedoch nicht, denn der Wind weht Staub, Blätter und auch Samen heran, die gerne in den Ritzen keimen. Oft wird zum Reinigen dann Gift gespritzt. Insekten, Vögel und andere Kleinlebewesen finden weder Nahrung noch Lebensraum.

In der heißen Sommersonne heizen sich die Flächen stark auf und strahlen nachts die Hitze ab. Die häufig unter den Steinen verlegte Folie wirkt sich schädlich auf das Bodenleben aus, und verhindert, dass Regenwasser vernünftig versickern kann. Bei Starkregen sind oft die Kanäle überlastet und es kommt zu überschwemmten Kellern.

Wer sich einen pflegeleichten, aber lebendigen Vorgarten wünscht, der kann auch mit wenig Arbeit sich und der Natur etwas Gutes tun. Die einfachste Möglichkeit ist die Bepflanzung mit immergrünen, frostharten Bodendeckern und Zwergsträuchern, die man in großer Auswahl im Gartenfachhandel findet.

Für sonnige und halbschattige Bereiche eignen sich die Teppich-Zwergmispel (Cotoneaster dammeri) mit kleinen weißen Blüten im Frühjahr und kleinen roten Früchten im Herbst/Winter, die Schneeheide (Erica carnea) mit rosa, roten oder weißen Blüten im Winter bis ins Frühjahr, das Teppich-Johanniskraut (Hypericum calycinum) mit gelben Blüten von Juli bis September.

Pflegeleichte Bepflanzung für den Vorgarten: Das Kleine Immergrün mag schattige und halbschattige Plätze.


Für schattige bis halbschattige Standorte werden die Elfenblume (Epimedium) mit herzförmigen Blättern und gelben, roten, weißen oder zweifarbigen Blüten im April/Mai, die Waldsteinie (Waldsteinia ternata), leuchtend gelb blühend von April bis Mai, das Kleine Immergrün (Vinca minor) mit blauen, violetten oder weißen Blüten im März/April, mit Nachblüte bis in den Herbst und Winter, empfohlen. Die volle Sonne lieben der polsterartig wachsende Dost (Origanum vulgare) mit wohlriechenden rosa-violetten Blüten von Juli bis September, auch der von Mai bis Juni rosa blühende Polsterphlox (Phlox subulata) und der Sand-Thymian (Thymus serpyllum) mit kleinen, duftenden purpurfarbenen Blüten von Juni bis August. Naturnaher wird der Vorgarten, wenn man einige Stauden, die nur einmal im Jahr geschnitten werden müssen, und Blumenzwiebeln dazwischen pflanzt. Dazu sollte man bevorzugt heimische Pflanzen auswählen, die mit ihren Blüten und Früchten für Insekten und Vögel attraktiv sind.

Wer auf Steine in seinem Vorgarten nicht verzichten möchte, kann pflegeleichte, sonnenliebende, immergrüne, frostharte, teppichbildende Pflanzen wie Mauerpfeffer und Fetthenne (Sedum-Arten) oder Hauswurz (Sempervivum) in die Ritzen pflanzen und damit Leben in den Garten bringen. Ihre Blüten im Frühling und Frühsommer sind beliebte Nahrungsquellen für Insekten.

Am besten lässt man sich in Gartenfachbetrieben beraten, welche der vielen im Handel angebotenen Pflanzen sich für die gewünschte Gestaltung und für den jeweiligen Standort eignen. Ausführliche Informationen zu klimafreundlichen und artenreichen Vorgärten bieten auch NABU und BUND. Ein lebendiger, grüner, blühender Vorgarten macht auf lange Sicht weniger Arbeit als eine Schotterfläche und bietet einen schönen Blickfang im Kontrast zum Grau der Straße.

So kann jeder mit einer naturnahen Gartengestaltung einen individuellen Beitrag zur Förderung der Artenvielfalt, zur Verbesserung des Klimas und zum Wohlbefinden der Menschen beisteuern.

 

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zuletzt bearbeitet am 14.XI.2023