21. Dez. 2023

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Haselnüsse, beliebt nicht nur bei Aschenbrödel

 Ruth Gestrich-Schmitz

Fünfzig Jahre ist es her, dass „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ zum ersten Mal im Kino lief. Heute gehört das Märchen zur Advents- und Weihnachtszeit wie Christbaum und Printen. Ohne die Haselnüsse hätte Aschenbrödel nie zu ihrem Glück gefunden. Die Hasel mit ihren Früchten gilt schon lange als Glücksbringer. Ein gegabelter Haselzweig als Wünschelrute eingesetzt, soll verborgene Wasser- oder Erzadern, sogar Silber und Gold aufspüren können. Fast alle alten Kulturvölker des Abendlandes haben der Haselnuss besondere Kräfte zugeschrieben. Schon im frühen Altertum galt die Hasel als Sinnbild der Unsterblichkeit und, wahrscheinlich wegen ihrer frühen Blütezeit, des neu erwachenden Lebens und des Frühlings. Die Haselnuss wird auch in Verbindung zu Fruchtbarkeit, ehelichem Glück und Liebe gebracht. Auf Letzteres bezieht sich die Redewendung „in die Haseln gehen“, was soviel bedeutet wie „zu seiner Liebsten gehen“.

Bereits im neunten Jahrtausend vor Christus waren die Landschaften im westlichen Europa von ausgedehnten Haselhainen bedeckt. Seitdem es Menschen gibt, wussten sie die fett- und eiweißreichen, wohlschmeckenden und gut lagerfähigen Nüsse zu schätzen. So gibt es kaum eine archäobotanische Untersuchung in West- und Mitteleuropa, in der Reste von Haselnussschalen fehlen. Die Hasel (Gattung Corylus) zählt zu den Birkengewächsen (Betulaceae). Zu ihr gehören neben der bei uns heimischen Gewöhnlichen Hasel (Corylus avellana) auch die Bluthasel, die Korkenzieherhasel oder die Baumhasel, die häufig als Straßen- oder Alleebaum angepflanzt wird. Die Gewöhnliche Hasel wächst als mehrstämmiger, sommergrüner Strauch bis zu einer Höhe von drei bis sechs Metern in ihrer natürlichen Umgebung als Unterholz in Laubwäldern. Ihre rundlich-herzförmigen, zugespitzten Blätter mit doppelt gesägtem Rand und sechs bis sieben Nervenpaaren sind ober- und unterseits schwach behaart. Bereits ab Februar, in relativ warmen Wintern auch schon früher, erblühen die Haselsträucher und leiten damit für viele Menschen die Heuschnupfenzeit ein. Die männlichen, gelblichen Blütenkätzchen hängen als bis zu sechs Zentimeter lange, schmale Walzen nach unten. Vom Wind wird ihr Pollen, den auch Insekten lieben, zu den fünf Millimeter kleinen weiblichen Blütenknospen mit leuchtend roten Narbenästchen getragen. Im Laufe des Sommers entwickeln sich rosa-braune, von einer grünen, am Rand ausgefransten Fruchthülle umgebene Samen mit einer harten Schale. Sie werden gerne von Eichhörnchen und Mäusen als Wintervorrat versteckt. Vergessene Nüsse tragen dann zur Vermehrung der Hasel bei. Kleiber und Spechte knacken die harte Schale, indem sie sie in Borkenspalten einklemmen und dort aufhacken. Findet man zuweilen keine Nuss in der Schale, dafür aber ein winziges Loch, war meistens der Haselnussbohrer, ein kleiner Rüsselkäfer, am Werk, dessen Larve die heranreifende Frucht verspeist hat. Mittlerweile sind ertragreiche Kultur-Haselnuss-Sorten mit wohlklingenden Namen wie Hallesche Riesen, Wunder aus Bollweiler, Webbs Preisnuss oder Weiße Lambertsnuss, die man auch im eigenen Garten anpflanzen kann, erhältlich.


Das Holz der Hasel nutzte man früher für Fassreifen, Spazierstöcke, Korbmacher- und Drechselarbeiten, Flechtwerk zur Ausfüllung von Gefachen, Zaunlatten oder Armbrustbögen. Ihre Holzkohle verwendete man als Schießpulver und zum Zeichnen.

Haselnüsse, ganz, gehackt, fein gemahlen oder geröstet, sind beliebt als Zutat für Kuchen und Gebäck, gerade jetzt in der Weihnachtszeit. Haselnussmakronen gehören in meiner Familie zu den traditionellen Weihnachtsplätzchen. Man kann mit Haselnüssen auch Fleisch und Gemüse würzen. Vielleicht eine Idee für das Weihnachtsmenü: Ein Braten im Haselnussmantel und gemahlene Haselnüsse an Rosenkohl.

 

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zuletzt bearbeitet am 2.I.2024