4. Jan. 2024
NATURBEOBACHTER AUS DER REGION
Der Garten im Winter was tun, was lassen?
Karl Josef Strank
Vermeintlich ist der Winter im Garten eine ruhige Zeit, in der nicht viel zu tun ist. Verglichen mit dem Frühling, wenn die Beete hergerichtet und gesät und gepflanzt wird, stimmt das, aber die Hände völlig in den Schoß legen, können Gärtnerinnen und Gärtner dennoch nicht. Die größte Aufmerksamkeit muss auch in dieser Jahreszeit dem Boden gelten. Nach alter Schule wurden früher nach der Ernte der Garten abgeräumt, die Beete umgegraben und die groben Bodenschollen der kalten, nassen Witterung ausgesetzt. Frost war willkommen, denn das sollte die Bodengare fördern und vielen Schädlingen den Garaus machen. Das gedachte Gute ist aber das schlechteste, was man dem Boden antuen kann. Mit dem Umgraben stellt man die Welt der vielen im Boden lebenden großen und kleinen Lebewesen auf den Kopf und der viele Regen im Winter verschlämmt und verdichtet, zerstört die lockere und luftige Bodenstruktur, was zu verhärteten und sauerstoffarmen Bodenschichten führt. Eine gute Bodenpflege im Winter sieht anders aus.
Die vielen Lebewesen, die ständig an der Bodenbildung arbeiten, schichten diesen nach ihren Bedürfnissen. Oben leben die Sauerstoffbedürftigen und weiter unten Organismen, die mit weniger Sauerstoff auskommen. Der Spaten vergräbt die einen und befördert die anderen nach oben. Die ihnen zuträglichen Lebensbereiche werden abrupt und rigoros vertauscht. Um das Bodenleben zu fördern und über Winter zu erhalten, ist es wichtig, für eine andauernde Ernährung der vielen Organismen zu sorgen. Früher bedeckte oft eine wärmende Schneedecke den Boden in der frostigen Periode. Bei uns im Flachland ist Schnee eher selten, daher sollte der Boden mit Stroh oder Mulch bedeckt werden oder rechtzeitig nach der Ernte im Herbst eine Gründüngung, Bienenfreund oder Leguminosen-Saatmischung ausgebracht werden, die den Boden bedeckt. Die Pflanzendecke schützt den Boden rein mechanisch, düngt und die welkenden Teile, die zu Boden fallen, sind Futter für die Regenwürmer, die das Material in den Boden ziehen, verdauen und zu wertvollen Ton-Humus-Komplexen umbauen. Die Würmer bleiben auch den Winter über aktiv, solange die Temperaturen nicht zu frostig werden und die Würmer zwingen, sich in tiefere, wärmere Erdschichten zurückzuziehen. Die ansonsten anhaltende wühlende Tätigkeit der Würmer, fachsprachlich Bioturbation genannt, lockert und düngt den Boden, ersetzt den Spaten und macht das Gärtnern einfacher. Im Frühjahr kann dann nach einer lockernden Kultivation des Bodens mit dem Sauzahn, der die Schichtung nicht durcheinanderwirbelt, sofort gesät und gepflanzt werden, falls Gemüse auf dem Fensterbrett, im Frühbeet oder Gewächshaus rechtzeitig vorgetrieben worden ist.
Der Gehölzschnitt
Eine weitere wichtige Arbeit im Winter ist der Gehölzschnitt. Der Schnitt von Obstbäumen zielt ab auf den luftigen Aufbau der Baumkrone. Das sorgt für ein schnelles Abtrocknen von Laub und Früchten nach Niederschlägen in der feucht-warmen Jahreszeit und macht die Bäume weniger anfällig für Bakterien- und Pilzkrankheiten. Der Winterschnitt soll die Struktur des Baumes herausarbeiten. Das ist eine ausgewogene Statik mit geradem Stamm, stabilen Leitästen und gleichmäßig verteilten flach streichenden Zweigen mit Fruchtholz. Ein stabiler Aufbau kann Belastungen wie Wind, Schneelast und starken Fruchtbehang besser standhalten. Ältere Bäume, die vergreisen und zwar viele aber sehr kleine Früchte hervorbringen, weil sie lange nicht geschnitten worden sind, können durch den Winterschnitt verjüngt und zu neuem kräftigen Wachstum angeregt werden. Man sollte es damit nur nicht übertreiben, denn ein Rückschnitt über 30 Prozent der Holzmasse lässt den Baum in die vegetative Phase zurückfallen. Dann reagiert er im Frühjahr mit einer Vielzahl von Wassertrieben.
Das Schönste am Winter ist aber die Vorfreude auf das neue Gartenjahr. Kommen die Pflanzenkataloge ins Haus, stellen sich freudige Erwartungen ein, denn die Auswahl der Samen und Pflanzen führen schon mal vor Augen, wie der Garten im Sommer aussehen wird mit bekannten, bewährten und vielleicht auch neuen Gewächsen, die für eine Überraschung gut sind.
zuletzt bearbeitet am 12.II.2024