20. Juni 2024

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Wie eine kleine Hausapotheke, der Sellerie

 Astrid von Reis

Viele wertvolle Inhaltsstoffe kommen mit ihm in den Körper! Und es ist fast egal, ob es sich um die Kulturvarietäten Knollensellerie (Apium graveolens L. var rapaceum) mit der bekannten dicken Speicherknolle, entstanden aus einem Teil der Wurzel und der Sproßachse, Bleich- oder Staudensellerie (var. dulce) oder um Schnittsellerie (var. secalinum) mit den besonders aromatischen Blättern handelt. Gemessen an seinem kulinarischen Wert und Gesundheitsnutzen, sollte Sellerie häufig Einsatz finden.

Die Varietäten sind entstanden aus dem wilden Sellerie (Apium graveolens L.), sie gehören wie die Möhre oder die Pastinake zu der Familie der Doldengewächse (Apiaceae). Die zweijährige, krautige Pflanze bildet im ersten Sommer eine Rosette, aus der sich im zweiten Jahr ein 30 bis 100 Zentimeter hoher, gerillter Blütenschaft entwickelt, mit endständigen weißblütigen Doppeldolden. Die Laubblätter sind gestielt, ein- bis zweifach gefiedert, dunkelgrün und glänzend. Die ganze Pflanze zeichnet sich durch einen intensiven, bitter-aromatischen Geruch aus.

Die Heimat des wilden Sellerie (Apium graveolens L.) liegt in milden bis gemäßigten Klimazonen mit viel Sonne und eher salzhaltigem Boden.

Zeugnisse der Verwendung finden sich schon für das antike Ägypten und Karthago (Tunesien). Sellerie spielte hier eine bedeutende Rolle sowohl als Gewürz, Nahrungs- und Heilmittel als auch als Grabbeilage. So wurde etwa 1000 Jahre vor Christus die Mumie von Kent mit einer Girlande aus Sellerieblättern und -blüten geschmückt. Im antiken Griechenland wurde die „Selinon”‘ genannte, sehr geschätzte Pflanze dem Gott der Unterwelt gewidmet. Bei den nemeischen Spielen zu Ehren des Gottes Zeus bekam der Sieger einen Kranz aus Sellerieblättern. Bei der westlichsten Stadtgründung 628 vor Christus auf Sizilien, in einer Region mit ausgedehnten Feldern mit Sellerie, erhielt die Stadt der Pflanze zu Ehren den Namen Selinunt am Selinus, übersetzt die „Selleriestadt“ am „Selleriefluss“, was sich auch im Stadtwappen und auf Münzen niederschlug. Hippokrates (460 bis 370 vor Christus) und auch später Dioskorides (1. Jahrhundert nach Christus) priesen den Sellerie als Arzneipflanze. Die Rede ist von harntreibender Wirkung, dem Einsatz gegen Gifte, Tierbisse, Verhärtungen der Brüste und gegen Melancholie. Hildegard von Bingen (1098 bis 1179) empfahl ihn gegen rheumatische Beschwerden, vor allem bei Gicht. Aber auch im vorderen Orient und in Indien sowie China kannte man den Sellerie schon sehr früh und er wird in der Traditionellen Chinesischen Medizin eingesetzt.

Das alte Wissen ist heute bestätigt und noch viel mehr: Sellerie, vielerorts auch noch Eppich genannt, hat eine starke antientzündliche, antioxidative Wirkung, die vor allem auf Apiin, unterstützt von weiteren sekundären Pflanzenstoffen wie Kampferol, Quercetin, Apiol, den Terpenen D-Limonen und Alpha-Selinen zurückzuführen ist. Die beiden letztgenannten sind übrigens für das typische Selleriearoma einerseits und für die ausschwemmende und harntreibende Wirkung andererseits verantwortlich.

Viel Zink, vor allem in der Knolle, hilft bei der Aufrechterhaltung einer intakten Keimabwehr und unterstützt das Immunsystem. Reichlich Flavonoide und der Gerbstoff Tannin sind hilfreich für die Magen- und Darmschleimhäute und gut gegen Verdauungsstörungen mit Blähungen.

Blutdrucksenkend

Weiter erwähnenswert ist eine blutdrucksenkende Wirkung, dass er gut für einen gesunden Cholesterinstoffwechsel ist und bei der Vorbeugung von Krebserkrankungen durch viele Flavonoide, vor allem Apigenin, hilfreich sein kann. Eine stressreduzierende und antidepressive Wirkung wird den Terpenen D-Limonen und Alpha-Selinen noch zugeschrieben. Leider sind Allergien gegen Sellerie recht häufig. Durch Kreuz-Allergie müssen auch Beifußpollen-Allergiker Sellerie ganz meiden.

Und kulinarisch: Seit dem 17. Jahrhundert nahm die Bedeutung auch als Nahrungsmittel zu. Ob in Salat, Suppe, als vegetarisches Schnitzel oder Gewürzsalz – vielfältig ist der (gesunde) Einsatz.

 

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zuletzt bearbeitet am 15.VII.2024