11. Juli 2024
NATURBEOBACHTER AUS DER REGION
Die Blauschwarze Holzbiene, ein imposanter Brummer
Ruth Gestrich-Schmitz
Während einer Gartenreise nach Unterfranken fiel mir in einem Garten ein laut brummendes, etwa drei Zentimeter großes, schwarzes Insekt mit in der Sonne blau glitzernden Flügeln auf, dass genüsslich Nektar an den stark duftenden Blüten vom Muskatellersalbei schlürfte. Es war eine Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea), die nun zur Wildbiene des Jahres 2024 gekürt wurde.
Die Blauschwarze Holzbiene ist in Süd- und Mitteleuropa heimisch. Lange Zeit nur im Südwesten Deutschlands, in der Oberrheinebene, zuhause, breitet sich das wärmeliebende Insekt in Folge der Klimaerwärmung immer weiter nach Norden aus. Laut NABU kommt die Blauschwarze Holzbiene heute zerstreut sogar bis nach Südschweden und bis ins Baltikum vor. Als größte heimische Bienenart wird sie häufig für eine Hummel gehalten und verbreitet bei Manchen mit ihrem Brummen Angst und Schrecken. Sie ist aber eine friedfertige Biene, die ihren Stachel in der Regel nur zur Verteidigung einsetzt.
Die Blauschwarzen Holzbienen leben solitär, nicht als Völker, und sind standorttreu. Weibchen und Männchen überdauern den Winter in Mauerspalten und anderen geschützten Verstecken. Nach der Paarung Ende April beginnen die Weibchen mit dem Nestbau in abgestorbenem, noch nicht morschem, sonnig gelegenem Holz. Mit ihren kräftigen Kauwerkzeugen nagen sie in stundenlanger Arbeit bis zu dreißig Zentimeter lange Gänge, von außen zu erkennen an den Sägespänen vor dem etwa ein Zentimeter breiten Loch. In den Gängen legen sie Brutkammern mit je einem Ei, und Pollen als Nahrung für die sich entwickelnden Larven an. Die Trennwände der Kammern bestehen aus einer Mischung von Speichel und Holzspänen. Nach der Verpuppung und dem Ausschlüpfen fressen sich die jungen Bienen etwa zehn Wochen nach der Eiablage aus ihrer Holzbehausung heraus.
Blauschwarze Holzbienen fliegen in Deutschland durchgehend von Februar bis September/Oktober von Blüte zu Blüte und nutzen über siebenhundert Pflanzenarten als Nektar- und Pollen-Quelle. Sie nuckeln im Februar/März gerne an Schneeglöckchen, Winterling, Winterjasmin und Mahonie. Danach im Frühjahr werden sie magisch vom Blauregen angezogen. Im Sommer fliegen sie am liebsten Platterbse und Muskatellersalbei an. Mit ihrer langen Zunge saugen sie vor allem den Nektar von Schmetterlings-, Korb- und Lippenblütlern. Sollte die Blauschwarze Holzbiene in einer besonders tiefen Blütenröhre jedoch nicht an die leckere Nahrung herankommen, nagt sie einfach ein Loch in die Blütenwand. In punkto Bestäubung geht die Blüte dabei leider leer aus.
Der Lebensraum die Blauschwarzen Holzbiene umfasst vor allem sonnenexponierte, blüten- und totholzreiche Streuobstwiesen, naturnahe Gärten und Parkanlagen, Waldsäume und lichte Wälder. Die Blauschwarze Holzbiene ist auf das Vorhandensein von Totholz zusammen mit einem reichhaltigen Angebot an Blütenpflanzen vom Frühjahr bis in den Herbst angewiesen. Wenn wir ihr und anderen Wildbienen und Insekten ein Zuhause geben wollen, lässt man am besten Stämme abgestorbener Bäume stehen, richtet eine Ecke mit totem Holz ein oder befestigt abgestorbene Stücke von Birkenstämmen am Gartenzaun oder an der Hauswand. Auch Brennholzstücke sowie Pfähle von Holzzäunen werden gerne als Nistplatz gewählt. Dort wird sich die Schwarzblaue Holzbiene sicher sehr wohl fühlen.
Ein dicker Brummer mit glitzernden Flügeln: Das ist eine Blauschwarze Holzbiene an der Blüte von Muskateller-Salbei.
zuletzt bearbeitet am 28.VII.2024