18. Juli 2024

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Marder, nächtliche Jäger unserer Heimat

 Karl Josef Strank

Beim Stichwort Marder denkt jeder sofort an sein Auto und hofft, dass nicht einer dieser Gesellen nachts unter der Motorhaube sitzt und Schlauchverbindungen aus Gummi zum Fressen gerne findet.

Nicht minder unangenehm ist es, wenn sich Marder auf dem Dachboden einrichten; der Radau ist außerordentlich. Man hört wenig Gutes über sie, eher noch Schauerliches, dass sie bei der Jagd in einen regelrechten Tötungs- und Blutrausch geraten und sogar das Blut ihrer Opfer auflecken. Letzteres ist purer Aberglaube – gerne dichtete man in der Vergangenheit unliebsamen Tieren boshafte, in dem Fall fast vampirhafte, Eigenschaften an; das Erste ist aber nicht ganz von der Hand zu weisen. Als unerbittliche Jäger machen sie nicht eher Schluss, wenn sie das Nest einer Maus, von Vögeln finden oder in den Kogel eines Eichhörnchens eindringen, bis alle Jungen totgebissen sind. Sie töten kurz und schmerzlos mit einem gezielten Genickbiss. Sie sind effektive Raubtiere und wurden lange von Jägern selbst gejagt, weil sie wie Greifvögel, Krähen, Elstern und andere größere Säugetiere (Bär, Wolf) waidmännisch unter dem Begriff Raubzeug, das zu beseitigen war, subsumiert wurden.

Ein weiteren wichtigen Grund für die Jagd liefert(e) ihr Haarkleid, der wertvolle Pelz. Das strahlend weiße Winterfell der Hermeline mit der schwarzen Schwanzspitze zierte einst die Schultern von Königen und Kaisern. Zobelfelle aus Russland wurden teuer gehandelt und eine Zeit lang waren Nerzmäntel – nebst entsprechender Karosserie – das Statussymbol reicher Gattinnen mehr oder weniger erfolgreicher Männer.

Sehr agil

Die Marderartigen sind eine sehr erfolgreiche und alte Familie von Säugetieren im Stammbaum der Evolution. Nachdem die Dinosaurier ihre Dominanz eingebüßt hatten, müssen wir uns die Überlebenden der Säugetierartigen in etwa wie sie vorstellen. Klein, vierfüßig, länglicher Körper und sehr agil.

Zu den Mardern zählen die Wiesel, flinke Maus- und Kleintierjäger, über die sich jeder Gartenliebhaber nur freuen kann, die Marder, bei uns vertreten durch Stein- und Baummarder, der Iltis und der Zobel, Baumbewohner nordasiatischer Wälder, der den wertvollsten Pelz liefert.

Nerze werden wegen ihrer Pelze in eigenen Farmen gezüchtet. An das Wasser angepasst hat sich der Fischotter. Massiger und größer ist der Amazonas-Otter und mit spezieller Technik Muscheln knackend, der pazifische Seeotter. Iltis („Stinken wie ein …“) und das nordamerikanische Stinktier haben spezielle Afterdrüsen, die sie bei Gefahr entleeren, beim schwarz-weiß gestreiften Skunk mit äußerst unangenehmer Wirkung.

Schwerfälligere Vertreter sind der Dachs und der Marderhund. Frettchen sind die domestizierte Variante von Wiesel und Marder, teilweise mit wilden Iltissen gekreuzt, die als Haustiere gehalten oder zur Jagd auf Kaninchen eingesetzt werden.

Im Vergleich betrachten wir den Stein- und den Baummarder. Ersterem begegnen wir häufig, wenn er auf seinen nächtlichen Streifzügen auf Straßen und Gassen um die Häuser zieht. Letzterem seltener, denn man war der Meinung, dass er nur im Wald lebt und Siedlungen meidet. Neuere Forschungen haben aber ergeben, dass das nicht in der Strenge zutrifft. Offenbar lockt auch ihn das bessere Nahrungsangebot immer öfter in die Ortschaften. Die Unterschiede bei beiden zeigen sich wie folgt: Das auffälligste Merkmal ist der Kehl- (Brust-)fleck, der ist beim Steinmarder weiß und gegabelt ist. Er zieht sich auch rechts und links bis in den oberen Teil der Vorderläufe. Beim Baummarder ist er gelblich und ungeteilt.

Sein Fell ist gleichmäßig dunkelbraun gefärbt, während beim Steinmarder die helle Unterwolle durchschimmert und er daher eher graubraun aussieht. Der Kopf des Baummarders ist spitzer, der Nasenspiegel schwarz und die größeren Ohren haben außen einen hellen Rand. Der Steinmarder hat eine kürzere eher rundliche Schnauze, einen hellen Nasenspiegel und kleinere, grauweißlich wenig kontrastierte Ohren. Während der Steinmarder nicht gefährdet ist, sind die Bestände des Baummarders stark zurückgegangen.

 

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zuletzt bearbeitet am 28.VII.2024