15. Aug. 2024

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Kompost – das „Gold“ im Biogarten von Kapstadt bis Aachen

 Birgit Jakobs

Kompost ist im biologischen Gartenbau unersetzlich. Normalerweise setzt man einen Haufen aus Gartenabfällen und Grünschnitt zu einer Miete auf, die dann in eine Rotte eintritt und das organische Material mit Hilfe vieler Mikroorganismen, Pilze und Kleintiere verarbeitet und zu guter, lockerer und nährstoffreicher Erde umwandelt. Einen erheblichen Anteil haben daran Regenwürmer, die das angerottete Material fressen und bei der Darmpassage zu wertvollen Ton-Humus-Komplexen verbinden. In der modernen Recyclingwirtschaft spielt die Kompostierung eine wesentliche Rolle. Mit großen Häckslern wird das Material zunächst zerkleinert und grobe mit feineren organischen Resten gemischt. Die großen Mieten werden mehrmals umgesetzt und am Schluss gesiebt. Verschiedene Kompostqualitäten werden teilweise versetzt mit mineralischen Zuschlagstoffen als Spezialerden in den Gartencentern angeboten. Kompost wird aber nicht nur aerob (unter Mitwirkung von Sauerstoff), sondern auch anaerob (ohne Sauerstoff) in einem Vergärungsprozess hergestellt.

Im Rahmen des ASA-Programms (Austausch und Studienaufenthalt) von Engagement Global waren sechs Volontäre, drei aus Deutschland und drei aus Kapstadt, drei Monate für die Städtepartnerschaft Aachen-Kapstadt unter dem Arbeitstitel „Ernährungssicherheit und Biodiversität fördern“ über Wochen aktiv. Sie haben in dieser Zeit in Aachen ein Seminar besucht, auf dem Gelände der Heinrich-Heine Gesamtschule eine Kräuterspirale angelegt, im Stadtteilgarten Hirschgrün sowie im Büchelgarten Pflanzarbeiten durchgeführt. Im Karlsgarten Melaten haben sie ein spezielles Verfahren zur Herstellung von Bokhasi-Kompost über einige Wochen angewendet. Hierbei werden die speziellen Eigenschaften von Pflanzen-(Holz-)kohle genutzt. Hergestellt aus der Verkohlung von Holz, bleibt die kleinzellige Struktur erhalten und bietet eine große Oberfläche. Eingearbeitet in Substrat speichert sie Wasser und Nährstoffe, fördert Mikroorganismen, bewirkt die Anreicherung von Humus und schütz vor Auswaschung. Das Ergebnis ist langanhaltend fruchtbarer Boden. Verwertet werden Bestandteile der landwirtschaftlichen Produktion oder sonstige organische Abfallprodukte. Das Verfahren ist der Herstellung von Terra Preta in Südamerika ähnlich, mit der die indigenen Völker im angeblich unfruchtbaren Tropenwald eine große Bevölkerungszahl ernähren konnten.

In ostafrikanischen Ländern, die stark durch Subsistenz- und Kleinlandwirtschaft geprägt sind, wird dieses Verfahren mittlerweile angewandt. Was in Europa als ein Beitrag zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft dient und Bestandteil eines biologisch zertifizierten Gemüseanbaus ist, ist in Afrika pure Notwendigkeit, um den Kauf von teurem Kunstdünger zu vermeiden. In Südafrika, wo die Kleinlandwirtschaft zerstört wurde, um die Bauern in die Bergwerke zu zwingen, ist man hier noch am Anfang. Einer der südafrikanischen Volontäre hat die folgende Zusammensetzung mitgebracht, die dann ausprobiert wurde.

Für die gewählte Menge wird 1 m² mit Sand unterlegt. Danach werden folgende Bestandteile jeweils in dünnen Schichten geschichtet.

Es entsteht eine Gärungshitze bis zu 60 Grad. Nach zwei Tagen wird die Masse umgeschichtet, um die Temperatur runter zu kühlen. Eine Woche wird jeden Tag umgeschichtet, um alle Bestandteile miteinander zu vermischen, in Kontakt zu bringen und zu verbinden. Nach einigen Tagen Ruhe ist der Kompost innerhalb von zwei bis drei Wochen fertig. Der entstandene „Bokhasi-Kompost“ ist stark nährstoffhaltig. Er wird entweder mit normalem Kompost gemischt, um die Pflanzen oder in der Erde unter den Pflanzen als Dünger eingebracht. Mit der Bodenfeuchtigkeit wird er aktiviert und bereichert das mikrobielle Bodenleben.

 

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zuletzt bearbeitet am 9.IX.2024