5. Sept. 2024

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Immortelle – duftendes „Sonnengold“ des Südens

 Christina Paulson

Viele von uns haben ihren Sommerurlaub am Mittelmeer verbracht und manch eine/r hat dabei auch eine Wanderung durch die sogenannte Macchia – die immergrüne Baum- und Strauchvegetation - der dortigen Landschaften gemacht. Der Geruch, den die Macchia bei Hitze verströmt, ist einzigartig und unvergesslich. Er setzt sich zusammen aus typischen Arten der Mittelmeervegetation wie Cistrose, Lavendel, Rosmarin, Thymian, Myrte und auch Immortelle.

Der Name „Immortelle“ (französisch: die Unsterbliche) rührt daher, dass ihre ab Juni leuchtend gelben Blüten auch im getrockneten Zustand ihre Farbe und ihren Duft behalten. Diesen krautig-erdigen, würzigen, aber auch ein bisschen honigsüßen Geruch mag allerdings nicht jede/r auf Anhieb. Wer sich ihm aber behutsam, in geringen Dosen annähert, wird ihn früher oder später lieben!

Die Immortelle (Helichrysum italicum) verdankt ihren faszinierenden Duft dem ätherischen Öl, das sie vor allem in ihren Blättern bildet. Zur Gewinnung dieses Öls für die Parfümherstellung in der südfranzösischen Duftmetropole „Grasse“ erntete man die Pflanzen in den 1930er Jahren vor allem im Norden der französischen Insel Korsika. In den Büchern über Aromatherapie fehlte das ätherische Immortellenöl allerdings bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch vollständig. Das änderte sich allmählich in den 1960er Jahren, als Experten das Öl auch auf dem französischen Festland destillierten und klinisch untersuchten. Dies ergab, dass es aufgrund seiner Zusammensetzung vielfältige heilende Eigenschaften besitzt. Es wirkt u.a. bakterien- und entzündungshemmend und hat sich besonders bewährt bei Prellungen, Schwellungen, Blutergüssen, allerlei Arten von stumpfen Verletzungen und Traumata im Gewebe. Auf frische Wunden kann man Immortellenöl tröpfchenweise sogar pur auftragen. Es stillt die Blutung und den Schmerz, wirkt abschwellend und beugt Entzündungen vor. Außerdem eignet es sich zur Behandlung von schwulstigen Narben.

Besonders hilfreich ist ätherisches Immortellenöl bei der Behandlung von Blutergüssen und wirkt dabei noch stärker als Arnika, die als Korbblütler mit der Immortelle eng verwandt ist. Der in Fachkreisen bekannte französische Arzt und Aromatherapeut Dr. Daniel Pénoël nennt Immortellenöl das „Super-Arnika“ der Aromatherapie. Angaben für entsprechende Anwendungen findet man in der diesbezüglichen Fachliteratur. Die Volksheilkunde beschreibt einen Tee aus getrockneten Immortellenblüten, der bei Husten helfen soll.

Die „Italienische Immortelle“ (Helichrysum italicum), auch Strohblume oder Katzenpfötchen genannt, gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) und ist fast im gesamten Mittelmeerraum (vermutlich mit Ausnahme der Türkei) beheimatet. Ihr wissenschaftlicher Name leitet sich von Helios = Sonne und Chrysum = Gold ab. Das „Sonnengold“ wächst als Halbstrauch, erreicht Wuchshöhen von 20 bis 60 Zentimetern und ist im unteren Bereich verholzt und reich verzweigt. Die sterilen Triebe sind dicht, die fertilen locker beblättert. Die kleinen, wechselständig angeordneten, schmal-linealischen, sitzenden Laubblätter sind gräulich-weiß filzig behaart. Die körbchenförmigen, goldgelben Teilblütenstände befinden sich in einem dichten, doldentraubigen Gesamtblütenstand.

Vielen ist die Strohblume aus hiesigen Kräutergärten als „Currykraut“ bekannt. Hierzulande handelt es sich allerdngs meist um die eng verwandte, ebenfalls duftende Art Helichrysum stoechas. Der Geruch ihrer kleinen silbrigen Blätter erinnert – vor allem bei Hitze - ein wenig an Curry. Die Pflanze hat jedoch nichts mit der indischen Gewürzmischung zu tun und ist darin auch nicht enthalten. Ihre Blättchen kann man aber tatsächlich sparsam zum Würzen, zum Beispiel von Reis- und Gemüsegerichten, Suppen und Chutneys verwenden.

Die Immortelle eignet sich auch sehr gut zur Herstellung eines dekorativen Trockenstraußes. Am besten erntet man die voll erblühten Triebe und hängt sie kopfüber an einem trockenen, luftigen Ort auf. Sie verbreiten dann noch im Winter ihren herrlichen, unsterblichen Duft!

 

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zuletzt bearbeitet am 24.X.2024